Zackenerdschildkröte hat Nachwuchs

Köln - 30. November 2017

 
PRESSEMITTEILUNG

Mehr als erfreulich: Wieder Nachwuchs bei der gefährdeten Zackenerdschildkröte im Terrarium des Kölner Zoos

 
 Vergangenen Samstag startete das China Light-Festival im Kölner Zoo. 46 Lichtensembles im asiatischen Stil sorgen seitdem jeden Abend von 17.30 bis 21.30 Uhr für Staunen unter den Besuchern. Der Zoo bietet auch in seinem Tierbestand exotische Glanzlichter aus Asien. Stellvertretend dafür steht die Zackenerdschildkröte.
 
Sie werden im Terrarium des Kölner Zoos gehaltenen und stammen aus einer Beschlagnahmung von Dezember 2011, bei der die Behörden insgesamt rund 570 Tiere (Reptilien, Amphibien, Wirbellose) konfiszierten. Die Arten wurden die in zwei Koffern geschmuggelt und sollten illegal in den Europäischen Tierhandel eingeführt werden. Der Kölner Zoo leistete den Behörden damals Amtshilfe bei der Bestimmung der Tiere und richtete eine Notquarantäne für die Erstaufnahme der beschlagnahmten Tiere ein. Einige konnten nachfolgend an andere Institutionen weitervermittelt werden. Andere behielt der Zoo für den Aufbau von Erhaltungszuchtprogrammen in Köln.
Viele der beschlagnahmten Tiere starben infolge des Transportes (ungeeignete Transportbedingungen, Ausbruch multipler Infektionen durch Stress). Die bei der Beschlagnahmung sichergestellten Zackenerdschildkröten konnten jedoch vom sehr engagierten Terrarien-Pflegerteam des Kölner Zoos aufgepäppelt und durchgebracht werden.
Die geretteten Tiere dankten es mit Nachwuchs im Kölner Zoo. Das erste Jungtier der Zackenerdschildkröte – einer Erstnachzucht für den Kölner Zoo – ist im Juni 2016 geschlüpft. Das heute vorgestellte zweite Jungtier kam im Juli 2017 zur Welt. Das Schlupfgewicht betrug weniger als 5 Gramm.
 
Die Aufzucht junger Zackenerdschildkröten gilt als sehr heikel. Inzwischen ist das Jungtier aber stabil genug, um es der Presse vorzustellen. Hier ein paar Fakten zu der nur in Südostchina, Nordvietnam und Laos vorkommenden Art:
 
 
• IUCN- Status: Endangered; CITES Anhang II
• Eine der kleinsten Schildkrötenarten, einzelgängerisch, landbewohnend, Laubschichtbewohner, bevorzugt in Bergregenwäldern
• Nahrung: hauptsächlich Wirbellose (Insekten, Regenwürmer etc.), daneben kleine Wirbeltiere, selten pflanzliche Nahrung
• Fortpflanzung: i.d.R. nur 1-2 Eier, bis zu 3 Gelege pro Jahr
• Wenige Daten zu Biologie, Populationsgrößen etc. aus der Natur vorhanden
• Bedrohung durch Lebensraumverlust und Abfang (Chinesische Medizin und zunehmend internationaler Tierhandel)
 
Durch seine Artenschutz- und Forschungsaktivitäten in Vietnam ist der Kölner Zoo bestens über die Geschehnisse vor Ort informiert. Prof. Dr. Thomas Ziegler, Leiter des Aquariums und der Projekte in Vietnam und Laos: „Erst vor zwei Wochen hatten wir einen vietnamesischen Schildkrötenschützer zu Gast, der berichtete, dass die kleinen Zackenerdschildkröten nun in den Fokus des Tierhandels in Vietnam gelangen. Das liegt daran, dass die größeren Schildkrötenarten kaum noch in der Natur zu finden sind, weil die meisten bereits abgesammelt wurden. Die Kölner Zackenerdschildkröten sehen übrigens den vietnamesischen Vertretern der auch in China und Laos vorkommenden Art sehr ähnlich, was demnächst genetisch überprüft werden soll. Und wer weiß, vielleicht kommen die in Köln geschlüpften Tiere eines Tages zurück in ihr Ursprungsland, nach Vietnam.“ „Genau deswegen ist der Einsatz des Kölner Zoos auch vor Ort in Vietnam so wichtig“, betont Prof. Theo Pagel, Direktor des Kölner Zoos, „denn wir können Arten nur im Zusammenspiel von in und ex situ Artenschutz retten, also sowohl durch Erhaltungszucht in Zoos als auch Arten- und Naturschutz direkt vor Ort, was nur im Schulterschluss mit den Kollegen vor Ort möglich ist.“ Auch Christopher Landsberg, Vorstand des Kölner Zoos, nimmt dieses Thema sehr ernst: „Der Kölner Zoo hat deswegen seit 2009 mehr als 1,2 Millionen Euro aus eigenen Mitteln für den Artenschutz bereitgestellt.“
 
Der Vater der jüngst im Kölner Zoo geschlüpften Zackenerdschildkröte ist im Terrarium in seinem Regenwaldlebensraum zu sehen. Aber nicht mehr lange, denn in zwei Wochen geht er erst einmal vorübergehend in Winterruhe. Wer sich nicht nur
für chinesische Arten wie die Zackenerdschildkröte interessiert sondern auch für das Land selbst, kann noch bis Januar seinen Zoospaziergang am Abend fortsetzen und den China Light-Lichterzauber bewundern.
 
Fotos: Werner Scheurer