Krätzjen Fest im Hänneschen

Köln – 07. Juni 2016

Dat Krätzjer Fest im Hänneschen Theater

Am 6. Juni gab es das erste „Krätzjer Fest“ im ausverkauften Hänneschen Theater, mitten im Herzen der Kölner Altstadt.  Doch was ist überhaupt ein Krätjzen?  Eigentlich kann man die „Krätzjen-Sänger“ mit den Moritaten-Sängern des Mittelalters vergleichen. Diese trugen Geschichten die sich zugetragen hatten vor und verbreiteten diese unter dem Volk. Mal lustig, mal sarkastisch.

Das heutige Krätzjen ist ähnlich: Das Krätzjen - Alltagsgeschichten, lustige Anekdoten und Gesellschaftskritik in musikalischer Form mit Schrumm, Flitsch und Jitarr dargeboten - Ein Ur- Kölscher Brauch, der heute fast vergessen scheint....

Aber nur "fast". Richard "Rickes" Hunsdorf und sein Plattenlabel "Vringsbröck-Records" sowie JP Weber haben diese Tradition im ausverkauften Hänneschen Theater neu aufleben lassen. (Was passt besser zur urtümlichen Kölschen Tradition als das Hänneschen Theater?)

Die Protagonisten "Ahl Kamelle Band", Rickes & Ele (Richard Hunsdorf & Gabriele Golsch), das JP Weber Trio, Stefan Knittler und King Size Dick als Gast entführen die Zuhörer einen Abend lang aus dem hektischen Alltag der Großstadt in das urtümliche Kölle und hielten dem Kölschen samt seiner Eigenart den musikalischen Spiegel vor. 

Programmbeginn war mit der „Ahl Kamelle Band“ die, wie der Name schon verrät, einiges an sehr altem kölschen Liedgut ausgegraben hatten. Mit Titeln wie „D`r Zillekovens Chress“ (1934), dem 4Botze Titel „Mer trecke op d`r Mond“ und „en der Kayjass Nummer Null“ heizten sie dem Publikum schon richtig ein. Es wurde laut mitgesungen und geschunkelt. Bei ihrem Vortrag fehlte es natürlich nicht an einigen Ostermann Liedern, wobei sie bei „Am dude Jüdd“ von King Size Dick kräftig unterstützt wurden, genauso bei dem Bläck Fööss Titel „En uns´rem Veedel“.

 

 

Das J.P.Weber Trio setzt mit seinen musikalischen Geschichten ganz andere Akzente. Bei „Wenn et zweimol brennt“ erfährt der Zuhörer wieso man nicht alles essen sollte, was den schön bebilderten Speisekarten einiger Lokale angeboten wird. Zum Schreien komisch.Mit dem Titel „ Der letzte Waage es immer ne Kombi“ wird den Menschen, die sich für wichtiger als Andere halten, ein Spiegel vorgehalten. Der letzte Weg ist eben bei allen Menschen gleich.

Rickes und Ele nahmen die, nicht gerade ruhmreiche, neuere Geschichte Kölns aufs Korn. Die Titel „ Hurra, wir bauen eine U-Bahn“ und „Kapott saneet“ sagen schon aus um was es geht. Viel zu viele alte Gebäude werden einfach wegsaniert um neuen, meist unschönen Bauten, Platz zu machen. Hauptsache der Rubel rollt. „CCAA Colonia“ – die Meisten werden diese Liebeserklärung an Köln schon im Karneval gehört haben. Doch bei den Rheinländern ging der Titel in den Sälen unter. Dieses Lied im neuen Gewand, sprich anderem Arrangement, geht unter die Haut.  Gabriele „Ele“ Golsch, die Frau mit der Hammer-Stimme begleitet von Richard „Rickes“ Hunsdorf an der Gitarre, gab diesem Song was ihm gebührt. Eine Hymne an unsere Stadt die auch ihre schmutzigen und unschönen Seiten hat.

Auch Stefan Knittler läßt der Liebe zu seiner Heimatstadt in seinen Liedern freien Lauf. Unter Anderem trug er die Titel „ Met der 5 nohm Dom“ und „Kölle ich vermiss dich“ vor. Bei beiden Liedern geht es ums Heimweh das wohl jeden echten Kölner befällt wenn er einmal verreist. Die beste Reise ist dann mit der Bahn (Linie 5 von Ehrenfeld aus) zum Dom zu fahren. Wer Stefan kennt der weiß, er ist erst zufrieden wenn alle mitsingen. „Kumm loss mer singe“ erschall es im ganzen Hänneschen Theater und die Wände schienen zu bersten.

Jeder im Publikum hätte dem vielseitigen Programm noch Stunden folgen können doch alles hat ein Ende –

Noch nicht so ganz denn das J.P.Weber Trio und Stefan Knittler spielten vor dem Eingang zum Hänneschen auf dem Eisenmarkt noch einmal auf und King Size Dick sang dazu „Ich ben ne kölsche Jung“!

Was für ein toller Abschied von den Besuchern, chapeau.

Dieses erste „Krätzjen Fest“ war ein voller Erfolg für die Veranstalter und alle mitwirkenden Künstlern. Ein Abend „för et kölsche Hätz un Siel“!

Die Organisatoren Richard Hunsdorf und JP Weber freuen sich schon jetzt auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr.

 

(c) Gudrun Weiden