Köln - 22. Mai 2025 Kölner Zoo
Kölner Zoo gewöhnt Persische Leopardin „Mitra“ ein – Ziel ist Fortpflanzung mit Kater „Grom“
Heute ist internationaler Tag der Artenvielfalt. Wie intensiv sich Zoos für den Artenschutz einsetzen, zeigt das Beispiel der Persischen Leopardin „Mitra“. Die fünfjährige Katze kam vor beinahe einem Jahr aus dem Tierpark Nordens-Ark, Schweden, nach Köln. Hier soll sie sich mit Kater „Grom“ fortpflanzen. Beide, „Mitra“ sowie „Grom“, sind genetisch ausgesprochen wertvoll. Das Europäische Erhaltungsprogramm (EEP) für die stark bedrohten Persischen Leoparden umfasst derzeit nur 98 Tiere. 61 davon sind Männchen, also der überwiegende Teil.
„Es ist sehr wichtig, alles dafür zu tun, dass die bisher nachwuchslose ,Mitra‘ ihre Gene weitergeben kann“, erklärt Dr. Alexander Sliwa, Kurator im Kölner Zoo und international renommierter Experte für Großkatzen. „Groms“ Gene sind besonders wertvoll, da er von Eltern stammt, die ebenfalls kaum in den Zuchtlinien europäischer Zoos vertreten sind und in Sotchi, Russland, lebten – einem Land, mit dem beim Thema Erhaltungszucht momentan nicht mehr kooperiert werden kann.
„Mitra“ ist in der Haltung äußerst anspruchsvoll und erfordert höchstes Know-how. Sie ist ein ungewöhnlich schlankes und scheues Tier. In ihrem Gehege kann diese Unsicherheit in Fauchen und Drohgebärden umschlagen. Die Tierpflegerinnen des Katzenreviers arbeiten Stück für Stück dagegen an, indem sie z.B. Positiv-Verhalten mit Futterbelohnungen bestärken oder „Mitra“ schrittweise an das Umsperren zwischen den Gehegen und eine vielfältige Futtergabe gewöhnen. Erste Erfolge sind bereits deutlich sichtbar.
Foto: (c) M. Vogelfänger
Erkennen, wann „Mitra“ rollig ist
Das erfahrene Kölner Katzen-Team um Dr. Sliwa will „Mitra“ bald so gut kennen und „lesen“ können, dass es sicher sagen kann, wann sie rollig ist. Dann sollen ihr Samen, die von den Zoo-Veterinärmedizinerinnen unter Narkose bei Kater „Grom“ gewonnen wurden, eingesetzt werden. Im Idealfall ist „Mitra“ schon bald Mutter von Jungtieren, die – als Krönung aller Anstrengungen – irgendwann einmal im Ursprungsgebiet der Persischen Leoparden dort für deren Erhalt oder deren Rückkehr dienen könnten. Sliwa: „Es ist ausgesprochen wichtig, dass das zahlenmäßig relativ kleine EEP-Zuchtprogramm für Persische Leoparden genetisch vielfältig gehalten wird. Nur so kann eine potenzielle Auswilderung von Tieren in den Ursprungsgebieten auch mit einer hohen genetischen Vielfalt starten. Nur der Europäische Zooverband führt ein Zuchtprogramm für diese Leopardenunterart, die für solche Wiederansiedlungen und Bestandsaufstockungen dienen könnten. Die Zooverbände anderer Erdteile tun dies nicht. Daher sind ,Mitra‘ und ,Grom‘ und unsere Arbeit hier in Köln so wichtig für den Erhalt dieser wunderschönen Katzen.“
Foto: (c) M. Vogelfänger
Höchste Zeit für den Leopardenschutz
Biologen schätzen, dass es nur noch rd. 1.000 wildlebende Persische Leoparden gibt. Die meisten davon, ca. 600, leben im Iran. Früher reichte das Verbreitungsgebiet des Persischen Leoparden von der östlichen Türkei bis in den Westen Pakistans. Grund für den Rückgang der Populationszahlen und der territorialen Verbreitung sind menschliche Einflüsse wie Lebensraumzerstörung oder Wilderei von Leoparden selbst oder deren Beutetiere. Hinzukommt die Tötung von Leoparden als Vergeltung für das Reißen von Nutztieren oder in Erwartung von Viehschäden.
Der Persische Leopard wurde 2023 von der Roten Liste der IUCN als stark gefährdet (Endangered) eingeschätzt. Der Kölner Zoo hält derzeit drei Tiere dieser Art. Außerdem zeigt er die ebenfalls stark gefährdeten Schneeleoparden.
Tag der Artenvielfalt: Zoos sind unerlässlich für den Artenschutz
Allein 2022 mobilisierten die Mitglieder des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) über 11 Millionen Euro für den Artenschutz in 55 Ländern – Gelder, die unmittelbar in Schutzgebiete, Anti-Wilderei-Einheiten und Rehabilitationszentren flossen.
Im selben Jahr konnten 553 bedrohte Wirbeltiere aus 18 Arten erfolgreich ausgewildert werden – Tiere, die die geringen Bestände in der Wildnis stützen, um deren Erhalt zu sichern. Die internationalen Zuchtprogramme bilden dabei teils die letzte Hoffnung für vom Aussterben bedrohte Arten wie die Mendesantilope (Addax), Socorrotaube oder den Waldrapp, deren Populationen in der Natur dramatisch geschrumpft sind.
Die Expertise der Zoologischen Gärten bei der Tierhaltung ist dabei die entscheidende Grundlage für diesen Erfolg. In wissenschaftlich gestalteten, naturnahen Gehegen können die Tiere artspezifisches Verhalten ausleben. Spezialisierte Tierärztinnen und Tierärzte, engagierte Pflegerinnen und Pfleger sorgen nicht nur für optimale Ernährung und medizinische Versorgung, sondern auch für das psychische Wohlbefinden der Tiere.
Biodiversität erleben – gemeinsam handeln
In unserer zunehmend urbanisierten Welt bieten zoologische Gärten für viele Menschen einen der wenigen direkten Zugänge zur Tier- und Pflanzenwelt. Mit über 42 Millionen Gästen jährlich in den 70 VdZ-Zoos in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Spanien sind sie besucherstarke Bildungs- und Naturschutzeinrichtungen. Die breite gesellschaftliche Unterstützung unterstreicht ihre Bedeutung – 82 Prozent der Deutschen befürworten Zoos. (Das belegt eine FORSA Studie von 2020).
Der Besuch eines zoologischen Gartens vermittelt nicht nur Wissen, sondern schafft emotionale Verbindungen zu Tieren und ihren Lebensräumen. Dies fördert nachweislich das persönliche Wohlbefinden durch Bewegen, Wahrnehmen, Lernen und Engagieren – und motiviert zum aktiven Einsatz für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Spendenmöglichkeiten für die Artenschutz-Projekte des Kölner Zoos bestehen unter: https://foerdern.koelnerzoo.de/artenschutz
Quelle: Kölner Zoo / Ch. Schütt