„Herkules“ und „Euphemia“ neu im Kölner Zoo

Köln - 08. August 2025                                                                           Kölner Zoo


Coquerel-Sifakas „Herkules“ und „Euphemia“ neu im Kölner Zoo

Verspielte madagassische Tiere zählen zu den bedrohtesten Primatenarten der Erde 



  Zwei besonders seltene Tiere kann der Kölner Zoo ab sofort in seinem Madagaskarhaus zeigen: Hier leben seit kurzem die beiden Coquerel-Sifakas „Herkules“ und „Euphemia“. Sie kamen aus Berlin an den Rhein. Sifakas sind in der Haltung sehr aufwendig und erfordern viel biologische Expertise. In Europa gibt es nur zwei weitere Zoos, die diese Primaten zeigen – der Tierpark Berlin und der Zoo in Chester, Großbritannien.


  Foto: Rolf Schlosser

 

Auftrag: Amore!

Seit 2021 wird sukzessive ein zwischen Zoos eng abgestimmtes europäisches Erhaltungsprogramm bei dieser hochbedrohten Art aufgebaut. Ziel ist, für stabile Reservebestände in menschlicher Obhut zu sorgen. Die Ausgangstiere dafür stammen alle aus den USA. So auch „Herkules“, der am 22. Mai 2021 im Bronx Zoo, New York, zur Welt kam, und „Euphemia“, geboren am 15. Februar 2011 im Maryland Zoo von Baltimore.

„Herkules“ und „Euphemia“ trafen erstmals im Tierpark Berlin aufeinander, in dem sie sich kürzlich kennenlernten. „Euphemia“ hat in den USA bereits Nachwuchs großgezogen. Die Hoffnung ist groß, dass dies bald auch in Köln geschieht. Im Austausch für das neue Paar zog das frühere Kölner Weibchen „Justa“ nach Berlin. Dort lebt auch das neu gebildete Sifaka-Paar „Isabella“ und „Didius“. Klappt bei ihnen die Fortpflanzung, soll später einmal auch „Justa“ Männchen „Didius“ Gesellschaft leisten dürfen, um für Nachwuchs zu sorgen.

 

Sifaka-Haltung: Engagement und Expertise, um diese Art zu retten

Der Kölner Zoo beherbergt seine Coquerel-Sifakas im Madagaskarhaus. Der 4-jährige „Herkules“ ist am fehlenden Schwanz zu erkennen, der ihm nach einer Entzündung amputiert werden musste. Er hat dadurch keine Einschränkungen und ist genauso aktiv wie die 14-jährige „Euphemia“. Beide bewegen sich hüpfend und springend fort – ein für Primaten ungewöhnliches und sehr amüsant anzusehendes Verhalten, das die Sifakas als „tanzende Affen“ bekannt gemacht hat.

 

„Herkules“ und „Euphemias“ Gehege umfasst senkrechte Äste und Lianen sowie Futterplattformen. Zusätzlich brachte der Zoo Schlaf- und Aufenthaltskisten für den Winter an. Die Anlage weist zudem gut einsehbare Trainingswände auf, an denen Beschäftigungs-Programme und Medical Trainings mit den neugierigen und verspielten Sifakas stattfinden. Dabei lernen sie beispielsweise, auf Kommando sich wiegen oder abtasten zu lassen.

 

Sifakas sind in der Haltung überaus anspruchsvoll. Als Futterspezialisten fressen sie nahezu ausschließlich Blätter. Die Kölner Tierpfleger frieren daher bereits seit Längerem täglich Laubrationen für den Winter ein. Blätter von Hainbuche, Buche, Haselnuss und Roteiche werden unter den heimischen Laubbäumen bevorzugt. Das Futter muss zunächst desinfiziert und portioniert werden. Auch müssen die Tiere immer wieder beobachtet und bei Unregelmäßigkeiten der Kotbeschaffenheit untersucht werden. U.a. auch dazu dienen die regelmäßigen Medical Trainings.

 

Fakten auf einen Blick:

•             Sifakas zählen zu den seltensten und bedrohtesten Primatenarten der Erde

•             Im Freiland kommen sie nur noch in wenigen Laubtrockenwäldern im Westen Madagaskars vor

•             Neben den Coquerel-Sifakas gibt es acht weitere Sifaka-Arten; 8 von ihnen sind vom Aussterben bedroht, eine Art ist stark gefährdet

•             Hauptgefahr für die Sifakas stellt die Zerstörung ihres kleinen Lebensraumes durch Umwandlung in Viehweiden und durch die Holzkohleerzeugung dar. Traditionell wurden sie nicht gejagt (es bestand ein Tabu, ein sogenanntes „Fady“), mittlerweile sind solche Traditionen aufgeweicht und der Jagddruck durch die hungernde Bevölkerung nimmt zu

•             Kopfrumpflänge 42 bis 50 Zentimeter; hinzu kommt der 50 bis 60 Zentimeter lange Schwanz. Ihr Gewicht beträgt 3,5 bis 4,3 Kilogramm

•             Die Weibchen sind dominant, insbesondere bei der Fütterung

•             Sie leben meist in Gruppen von 3-10 Tieren, in der Regel Elterntiere und deren Nachwuchs

•             Es sind tagaktive Lemuren, die sich hüpfend und springend fortbewegen

•             Sie bilden im Freiland Reviere von 4 bis 8 ha, von denen 2-3 ha Kerngebiet sind

•             Sifakas sind Pflanzenfresser, die sich vorwiegend von Blättern und Knospen ernähren. In der Regenzeit nehmen sie auch Rinde zu sich und fressen vermehrt Blüten und Früchte

•             rund 155 bis 165-tägige Tragzeit

 

Konkrete Hilfe: Der Kölner Zoo macht sich für den Schutz der Sifakas auf Madagaskar stark

Der Kölner Zoo unterstützt zwei Artenschutzprojekte in Madagaskar, die sich mit dem Schutz der Coquerel-Sifakas beschäftigen. Bei dem Projekt „IMPACT Madagascar“ werden Sifaka-Gruppen erforscht und beschützt, Wälder wieder aufgeforstet und Programme zur nachhaltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen mit der Bevölkerung durchgeführt. Zudem fördert der Zoo ein durch madagassische Doktoranden durchgeführtes Forschungsprojekt im Nationalpark Ankarafantsika. Dabei wird untersucht, wie lange sich verbrannte Waldgebiete erholen müssen, bis sie Coquerel-Sifakas wieder eine Heimat bieten können.

Wer das Engagement des Kölner Zoos für Flora und Fauna Madagaskars unterstützen will, kann hier spenden: https://foerdern.koelnerzoo.de/spenden/artenschutz/schutz-der-flora-und-fauna-auf-madagaskars


Quelle: Kölner Zoo